Die verborgenen Geheimnisse des Waldes

In diesem Semester haben wir uns in der Studioproduktion Event Media einem besonders ambitionierten Projekt gewidmet: der Schaffung eines interaktiven Märchenwaldes. Diese Studio Produktion, genannt „Ex Libris“, ist mehr als nur ein akademisches Unterfangen; sie ist eine Reise in die Tiefen unserer Kreativität und technischen Fähigkeiten. Als Teil eines engagierten Teams der Bühne, möchte ich in diesem Blogbeitrag die verschiedenen Herausforderungen, denen wir gegenüberstanden und stehen, sowie die innovativen Lösungen, die wir entwickelten, reflektieren. Von verstopften 3D-Drucker-Extrudern bis hin zur kreativen Problemlösung bei der Materialbeschaffung, jede Hürde bot eine Chance, unser Wissen zu erweitern und unsere Fertigkeiten zu verfeinern.

Gewichtsverteilungsprobleme am Rig

Das Herzstück unserer Installation, das Rig, ist mittlerweile mit sämtlicher notwendiger Technik ausgestattet. Dieses zentrale Element bildet die technische Grundlage für die dynamischen und interaktiven Aspekte unserer Märchenwelt. Dort werden die Lautsprecher, die LED-Module für den Sternenhimmel, Projektoren sowie viele Lichtquellen gehängt und verkabelt.

Zunächst wurde das Rig auf eine Arbeitshöhe von etwa 1,90 Metern heruntergefahren. Diese Höhe erwies sich als ideal, um die notwendige Technik anzubringen und alle Kabel sicher und effizient zu verlegen, ohne dabei ein Klangkonzert an angestoßen der Köpfen am Rig zu verursachen. 

Nachdem alle Anschlüsse überprüft und gesichert waren, wurde das Rig vorsichtig angehoben, allerdings nicht sofort auf die geplante Endhöhe von vier Metern. Stattdessen positionierten wir es zunächst auf einer Zwischenhöhe von drei Metern. Diese Entscheidung ermöglicht es uns, eventuell notwendige Anpassungen leichter vorzunehmen, ohne die gesamte Konstruktion erneut absenken zu müssen. In dieser Phase auf drei Metern Höhe haben wir zusätzlich mehrere Orbiter und Lautsprecher angebracht. Diese leistungsstarken Lichter sind essentiell für die Schaffung der atmosphärischen Beleuchtung, die unseren Märchenwald zum Leben erweckt. 

Die zusätzlichen Orbiter und Lautsprecher brachten jedoch auch ein unerwartetes Problem mit sich. Wir stellten fest, dass das gesamte System eine ungleichmäßige Belastung aufwies. Dies führte zu Bedenken, dass beim weiteren Anheben des Rigs die Motoren unterschiedlich schnell arbeiten und eine zu hohe Biegung des Rigs verursachen könnten, was im schlimmsten Fall zu einem Bruch führen würde.

Um diesem Problem entgegenzuwirken, entschieden wir uns zunächst für eine einfache, aber effektive Maßnahme. Wir hängten die Orbiter vorübergehend ab, um das Gewicht zu reduzieren und eine gleichmäßigere Verteilung zu erzielen. Diese Entscheidung ermöglichte es uns, das Risiko einer Überlastung und möglichen Beschädigung des Rigs zu minimieren. Langfristig sehen wir die Notwendigkeit, ein leistungsfähigeres Motorsystem zu implementieren. Ein solches System würde die Motoren automatisch anpassen, sodass sie bei höherer Belastung schneller drehen, um eine gleichmäßige und sichere Bewegung zu gewährleisten. Diese technische Verbesserung würde nicht nur die Sicherheit erhöhen, sondern auch die Flexibilität und Zuverlässigkeit unserer gesamten Installation verbessern.

Vom Rig abgehängte Orbiter ©Studioproduktion EventMedia, Luca Krauß

Anpassungen am Hauptbaum: Einbau einer Revisionsklappe

Bei der Konstruktion des Hauptbaums unserer Märchenwald-Installation, der aus vier zusammensetzbaren Holzkonstruktionsteilen besteht, sind wir auf ein wesentliches Problem gestoßen. Die Baumteile wurden mit dünnmaschigem Draht umwickelt, vertackert und anschließend mit Zeitungspapier gekleistert. In der Routine der Herstellungsprozesse haben wir jedoch vergessen, eine Revisionsklappe einzuplanen, die den Zugang zur Technik im Inneren des Baumes nach dem Zusammensetzen ermöglicht.

fertig gekleisterter Baum ©Studioproduktion EventMedia, Luca Krauß

Dadurch war es absolut notwendig eine Lösung zu finden, die es uns erlauben würde, nach der Fertigstellung des Baumes auf die interne Technik zugreifen zu können. Wir haben uns dafür entschieden einen Teil des gekleisterten Drahtnetzes vorsichtig herauszuschneiden. An dieser Stelle bauten wir eine abnehmbare Klappe ein, die zukünftige Wartungen oder technische Anpassungen ermöglicht, ohne die Struktur des Baumes zu beschädigen.

Einblick ins Innere des Baumes ©Studioproduktion EventMedia, Luca Krauß

Für den Einbau der Klappe wurden zusätzliche Holzklötze an die Konstruktion eines Baumteils angeschraubt. Der Draht wurde an diesen Klötzen befestigt und die Klappe wurde separat verkleistert, um sicherzustellen, dass sie nahtlos in die Gesamtkonstruktion des Baumes integriert werden konnte. Dabei wird die optische Kontinuität nicht gestört. Diese Anpassung sichert nicht nur den praktischen Zugang zur Technik, sondern erhält auch die ästhetische Integrität des Baumes innerhalb unserer märchenhaften Szenerie.

kleines Versteck am Baum für eine Challenge ©Studioproduktion EventMedia, Luca Krauß

Technische Herausforderungen und Lösungsansätze bei der Pilz Installation

In unserem Projekt zur Erschaffung eines interaktiven Märchenwaldes bilden die technisch ausgeklügelten Pilze eine zentrale Attraktion. Diese Pilze wurden aus einem Zentralrohr und Holzlamellen konstruiert. Die Holzlamellen, die durch speziell angefertigte 3D-gedruckte Teile sowohl am Rohr angepasst, als auch in korrektem Abstand fixiert wurden, boten uns jedoch einige unerwartete Herausforderungen.

Die Pilzlamellen wurden mittels eines Lasercutters aus Holz geschnitten. Leider wurde bei diesem Prozess die Schnitttiefe des Lasercutters nicht korrekt eingestellt, was dazu führte, dass die Lamellen nicht vollständig durchgeschnitten wurden. Um die Lamellen dennoch verwenden zu können, mussten sie teilweise mit Gewalt aus den Holzplatten herausgebrochen werden. Dieser brachiale Ansatz führte dazu, dass einige der Lamellen beschädigt wurden und somit nicht mehr genutzt werden konnten.

Beschädigte Lamellen ©Studioproduktion EventMedia, Luca Krauß

Der Lasercutter ist ein wesentliches Gerät für die Fertigstellung der Pilzlamellen. Als dieser unerwartet ausfiel, verschärfte sich die Situation. Dieser Ausfall verhinderte, dass wir die beschädigten Lamellen umgehend nachschneiden konnten. Darüber hinaus führte der Mangel an vollständigen Lamellensätzen dazu, dass die 3D-gedruckten Halterungen angepasst werden mussten. Damit wir mit weniger Lamellen auskommen. Dieser Prozess hat für uns erheblichen zusätzlichen Aufwand bedeutet.

3D-gedruckte Halterung, die angepasst werden muss ©Studioproduktion EventMedia, Luca Krauß

Die Pilze sind nicht nur dekorative Elemente, sondern auch interaktive. Mithilfe des gespannten, dünnen Kupferdrahts wird die Nähe einer Hand erkannt, ohne dass eine Berührung erforderlich ist. Veränderungen im Magnetfeld werden erfasst und lösen ein Signal aus, welches den Pilz zum Leuchten oder Singen bringt.

Gestaltung und Anpassung der Felswände

Die Felswände bestehen aus individuellen Steinteilen, die aus Drahtnetzen geformt und mit Zeitungspapier bekleistert wurden. Nach dem Trocknen wurden diese Teile bemalt, um das natürliche Aussehen von Felsen nachzuahmen. Die Herausforderung bestand darin, diese Einzelteile an einer großen Octawall zusammenzufügen.

Beim Zusammensetzen der einzelnen Felspartien traten deutliche Probleme auf. Die größte Herausforderung war das Entstehen von großen Lücken zwischen den Teilen, bedingt durch unterschiedliche Biegungen und Strukturen der Drahtnetze, die als Grundgerüst dienten. Solche Lücken störten das Gesamtbild und minderten die Illusion eines realen Felsens.

Felswand mit den Lücken ©Studioproduktion EventMedia, Luca Krauß

Um die Lücken effektiv zu schließen und eine homogene Felswand zu erzeugen, griffen wir auf zusätzliche Drahtnetze zurück. Diese Drahtnetze wurden zwischen den einzelnen Felspartien eingefügt, um die Übergänge zu schaffen und zu verstärken. Die Befestigung des Drahtes erforderte präzises Arbeiten und die Unterstützung einer Person, die sich innerhalb der Octawall aufhielt, um den Draht sicher an den bestehenden Strukturen zu fixieren.

Nachdem der zusätzliche Draht angebracht war, wurde dieser Bereich erneut mit Kleister und Zeitung überzogen, um eine einheitliche Oberfläche zu schaffen. Die neu hinzugefügten Drahtstücke wurden sorgfältig bekleistert und anschließend in den Farbtönen der restlichen Felswand bemalt. Dieser Schritt war entscheidend, um sicherzustellen, dass die gesamte Wand ohne sichtbare Übergänge oder Lücken in der Spielwiese steht.

Um die Lücken effektiv zu schließen und eine homogene Felswand zu erzeugen, griffen wir auf zusätzliche Drahtnetze zurück. Diese Drahtnetze wurden strategisch zwischen den einzelnen Felspartien eingefügt, um die Übergänge zu schaffen und zu verstärken. Die Befestigung des Drahtes erforderte präzises Arbeiten und die Unterstützung einer Person, die sich innerhalb der Octawall aufhielt, um den Draht sicher an den bestehenden Strukturen zu fixieren.

Schließung der Lücken mithilfe von Draht und Pappmaschee ©Studioproduktion EventMedia, Luca Krauß

Nachdem der zusätzliche Draht angebracht war, wurde dieser Bereich erneut mit Kleister und Zeitung überzogen, um eine einheitliche Oberfläche zu schaffen. Die neu hinzugefügten Drahtstücke wurden sorgfältig überkleistert und anschließend in den Farbton der restlichen Felswand bemalt. Dieser Schritt war entscheidend, um sicherzustellen, dass die gesamte Wand ohne sichtbare Übergänge oder Lücken erschien.

Das Kunstrasen Dilemma

In unserem Projekt zur Gestaltung des Märchenwaldes sind wir auf erhebliche Herausforderungen bei der Beschaffung von Kunstrasen gestoßen. Kunstrasen ist üblicherweise sehr teuer und trotz intensiver Bemühungen konnten wir keinen Sponsor finden, der bereit gewesen wäre, uns ausreichend Material zu stellen. Die meisten Angebote beschränkten sich auf kleine Reststücke, die für unsere Zwecke nicht ausreichten. Angesichts eines begrenzten Budgets mussten wir uns schweren Herzens von der Idee verabschieden, den Boden des Waldes mit Kunstrasen zu gestalten. Stattdessen planten wir, einen braunen Teppichboden zu verwenden, der den Waldboden darstellen sollte.

Als ich jedoch nach dem Arbeiten in der StuPro in meinem Fitnessstudio trainieren wollte, entdeckte ich zufällig eine große Menge an altem Kunstrasen, der in der Einfahrt lag. Neugierig und hoffnungsvoll sprach ich den Besitzer des Fitnessstudios an und erfuhr, dass der Kunstrasen ausgetauscht worden war und der alte kostenlos zur Verfügung stand. Glücklicherweise hatte der Besitzer nichts dagegen, dass wir den Kunstrasen mitnehmen wollten. Diese unerwartete Entdeckung brachte uns nicht nur 30 m² Kunstrasen ein, sondern eröffnete auch neue gestalterische Möglichkeiten für unser Projekt.

Der Fund war jedoch nicht ohne weitere Herausforderungen. Der Kunstrasen war nass und etwas verschmutzt, was den Transport und die anschließende Nutzung erschwerte. Wir mussten insgesamt vier Fahrten zwischen dem Fitnessstudio und der Hochschule organisieren, um den Kunstrasen zu transportieren. Aktuell liegt der Kunstrasen draußen, um zu trocknen, damit er für den Einsatz im Innenbereich geeignet ist.

Kunstrasen, der zum trocknen draußen liegt ©Studioproduktion EventMedia, Luca Krauß

Diese unerwartete Lösung hat nicht nur dazu beigetragen, unser ursprüngliches Designkonzept üwiederzubeleben, sondern auch die Ästhetik und die Funktionalität unseres Märchenwaldes erheblich verbessert. Trotz der anfänglichen Rückschläge und der zusätzlichen Arbeit, die der Transport und die Aufbereitung des Kunstrasens mit sich gebracht hat, zeigte diese Entwicklung, wie Flexibilität und ein offener Blick für unkonventionelle Lösungen zu einem erfolgreichen Projekt beitragen können.

Bewältigung von Druckproblemen

In der Entwicklung und dem Bau unserer Installation, spielen 3D-gedruckte Teile eine zentrale Rolle. Die Einzigartigkeit und spezifische Anforderung an viele der Komponenten machen den 3D-Druck zu einem unverzichtbaren Werkzeug. Während der Produktion sind wir auf einige technische Herausforderungen gestoßen, die wir jedoch erfolgreich meistern konnten.

3D-Druck der Pilzhalterung ©Studioproduktion EventMedia, Luca Krauß

Mit dem ausgeliehenen 3D-Drucker ist erneut ein Problem aufgetreten, dabei schien es als ob der Extruder verstopft ist. Nach eingehender Untersuchung stellte sich heraus, dass das Problem nicht durch eine Verstopfung verursacht wurde. Stattdessen war eine Schraube im Extruder, die die Spannung zwischen zwei Zahnrädern regelt, durch die das Filament transportiert wird, zu fest eingestellt. Dies führte dazu, dass das Filament brach. 

Die Lösung bestand darin, die Spannungsschraube leicht zu lockern, was sofort zu einer Verbesserung führte. Nach dieser Anpassung funktionierte der Drucker wieder einwandfrei. Dies zeigt die Bedeutung einer genauen Diagnose technischer Probleme, um effektive Lösungen implementieren zu können.

Ein weiteres Problem trat auf, als während des Druckens der Kristalle für unseren Märchenwald das Filament unerwartet zur Neige ging. Dies führte dazu, dass der Druckprozess unterbrochen wurde und die Kristalle nicht vollständig gedruckt werden konnten. Um solche Unterbrechungen in Zukunft zu vermeiden, wird nun vor jedem Druckvorgang wird überprüft, ob ausreichend Filament vorhanden ist, um den Druck der geplanten Teile abzuschließen. Dabei werden Zeitverluste und Materialverschwendung vermieden und es wird gewährleistet, dass alle Teile vollständig und ohne Unterbrechungen gedruckt werden.

Ausblick

Die bisherigen Erfahrungen in unserem Projekt, waren geprägt von zahlreichen Herausforderungen. Die beschriebenen Probleme sind nur einige von vielen Schwierigkeiten, die wir bewältigen mussten. Trotzdessen haben wir immer wieder gezeigt, dass es für jedes Problem eine Lösung gibt, auch wenn dies manchmal Kompromisse erfordert.

In der Endphase unseres Projekts zählt nun jede Minute. Obwohl die Zeit knapp ist, arbeitet unser großes Team mit voller Kraft und großem Engagement daran, den Märchenwald rechtzeitig fertigzustellen. Die Zusammenarbeit in einem großen Team bringt viele Herausforderungen mit sich, einschließlich der erhöhten Fehlerquote, die eine solche dynamische Arbeitsumgebung mit sich bringt. Dennoch ermöglicht es uns, deutlich mehr zu erreichen und vielfältige Lösungen zu entwickeln, die durch individuelle Arbeit alleine nicht möglich wären.

Dieses Projekt hat nicht nur unsere Fähigkeit verbessert, technische Probleme zu lösen, sondern auch den Zusammenhalt und die Zusammenarbeit innerhalb des Teams gestärkt. Es hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, offen für unerwartete Lösungen zu sein und wie entscheidend die Unterstützung jedes Einzelnen für den Erfolg des Gesamtprojekts ist. Wir blicken zuversichtlich auf die kommenden Tage und sind zuversichtlich, dass unser Märchenwald pünktlich und magisch wie geplant die Türen für euch eröffnen wird.

Luca Krauß

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