Das Hauptaugenmerk unserer Installation liegt auf den interaktiven Möbelstücken, durch die der Besucher hautnah das Muss eines Zwangs erlebt. Neben dem Schlüsselbrett und dem Tassenregal stellt vor allem unsere Kommode die eigentlich einfachen, alltäglichen Handlungen dar. Diese Handlungen können allerdings für Zwangserkrankte zu einer großen Herausforderung werden.
Der Zwang im Falle unserer Kommode besteht grundsätzlich nur aus dem Öffnen und Schließen der einzelnen Schubladen. Doch steckt deutlich mehr dahinter, als man zunächst vermuten würde.
Die Zwangsstörung ist für Betroffene gerade deshalb so beeinträchtigend, da sie sich selbst nicht mehr vor die Wahl stellen können, ob sie die Handlung vollführen oder nicht. Hinter einer einfachen Aktion, wie dem Öffnen und Schließen der Schublade, steckt der Zwang, diese Handlung nach festen, sich wiederholenden Ritualen auszuführen. Es muss immer in der gleichen Reihenfolge, derselben Anzahl oder einer Kombination daraus stattfinden. So unterschiedlich Menschen sind, genauso unterschiedlich sind auch die Ausprägungen ihrer Zwangserkrankungen. Somit gibt es nicht pauschal den einen Zwang.
Die Möbel für unsere analogen Interaktionsgegenstände kann man in fast jedem Haushalt vorfinden. Sie zeigen deutlich, dass Zwangsstörungen in jeder Lebenslage und in jeder Umgebung auftreten können.
So unscheinbar, wie sich unsere Möbel in den Raum integrieren lassen, können auch Zwangsstörungen Betroffene begleiten.
Tanja Ernst