„Wir lassen den Besucher die Wahrnehmung eines anderen Erfahren.“
Wie man sich denken kann, ist dieser Satz leicht zu sagen, aber garnicht so einfach umzusetzen. Auch dadurch, dass wir nicht spezielle Eindrücke wiedergeben wollen, sondern eine komplett andere Wahrnehmungssystematik eintauchen lassen. Hier stellen sich für das Art Department von Synesthesia einige große Aufgaben, die es im Laufe der Produktion zu lösen, und Fragen, die es zu beantworten gibt.
Mit die erste Frage die sich bei einem solchen Unterfangen stellt wäre die Frage nach der Abstraktionsebene. Wann versteht der User das, was wir ihm zeigen möchten und hat trotzdem noch den Gedanken etwas selbst erkannt und verstanden zu haben ohne, dass wir ihm einfach klare Information vorsetzen? Um diesen Punkt noch einmal zu erklären: Wenn einem eine Information als Text vorgesetzt wird, dann gibt es nahezu keine Abstraktion. Wir verstehen im besten Fall sofort, dafür bleibt das Erlebnis, der „Aha-Moment“ aus.
Aber genau das wollen wir nicht, stattdessen wollen wir dem Besucher über den reinen Lerneffekt hinaus auch eine immersive Form des Erlebens bieten und ihm etwas zeigen, dass ihm noch lang im Kopf bleibt. Also müssen wir zur Vermittlung der Informationen wohl einen Schritt weiter gehen, als die Informationen als Text zu übermitteln.
Bei der Ebene der Abstraktion, die wir als passend gewählt haben, erforscht der Besucher nahezu ungeleitet eine Rauminstallation, die ihn direkt vollständig umgibt. Er betritt „Die Welt der Synesthesie“. Die Prominentesten Aspekte der Installation sind der Boden, die Wände und ein in der Mitte des Raumes stehender Aufbau die den Arbeitstitel „Theremin“ trägt.
Der Boden an sich ist schon ein komplexes Thema, denn er fungiert als riesiges Touch Display. Dieses bauen wir aus interaktiven LED Kacheln auf.
Bespielt wird der Boden grundsätzlich mit einer Art Wasseroberfläche, die wie ein Ölfilm farbig schimmert. Sie stellt das Meer der Sinneseindrücke dar, welche im allgemeinen auf uns einprasseln. An einigen Stellen befinden sich Grundformen unter der Oberfläche des Bodens, welche beim nähertreten des Users aufsteigen, klarer werden und, sobald der Besucher auf die Form tritt, auftauchen. Die Form ist ein Teil dieses „Meers der Sinneseindrücke“ und das nähertreten ist als das Konzentrieren auf einen Eindruck zu verstehen.
Diese Form bewegt sich, wenn sie aufgetaucht ist, auf ihre vom User ausgelöste Reise in Richtung der Wand. Die Grenze zur Wand ist in unserer Installation die „Warrnehmungsschwelle“. Also der Punkt, an dem ein Reiz eine Reaktion im Gehirn auslöst. Die Formen bewegen sich in Richtung Wand und werden dort in typischer Synesthesie-Manier als Farben Wahrgenommen, die dann an der Wand aufsteigen. Dies ist das erste Synethische Phänomen, dass wir in Synesthesia darstellen: Die Wahrnehmung von Formen in direktem Zusammenspiel mit Farben.
Beim zweiten Phänomen, dem wir uns hauptsächlich widmen, gehen wir auch wieder auf Farben ein, diesmal aber im Zusammenhang mit der Tonhöhe. Als Immersives Installationskonzept werden selbstverständlich alle Sinne eingebunden, die sinnvoll genutzt werden können und so ist auch Ton ein wichtiger Aspekt.
Der Besucher steuert intuitiv vom „Theremin“ aus eine Farbige Lichterscheinung. Diese ist auf den Infinitymirror Wänden zu sehen, was auch sofort klar wird, doch nun kommt wieder der Synesthetische Aspekt ins Spiel. Wir können den Punkt auch hören. Durch die Bewegung wird die Farbe der Lichterscheinung verändert, und dadurch auch die Tonhöhe des vom „Theremin“ gesteuerten Sounds.
Da all diese Phänomene noch recht abstrakt sind und nicht für jeden verständlich wären, gibt es im Anschluss noch einen Info Raum, indem dem Besucher noch einmal vor Augen geführt wird, was er gerade erlebt hat. Der eigentliche Aha-Moment findet folglich erst dort statt.
Durch diesen Aufbau der Installation steuern wir die Wahrnehmung und das Verständnis des Users in einem Rahmen, der auch noch selbstständiges erforschen und verstehen zulässt und bei dem am Ende trotzdem immer der Einblick in die Welt der Synesthesie steht, den wir vermitteln wollen.
-von Niels Keller