Medientechnik: Technik oder doch eher Zauber?

Ein kleines Experiment:

Welches sind die ersten menschlichen

Sinne die dir einfallen?

Vermutlich waren unter den ersten Antworten das Sehen oder das Hören.

Sehen und Hören sind die wichtigsten Sinne des Menschen. Und genau darum geht es bei der Medientechnik. Mit Technik den visuellen und den auditiven Sinn von Menschen anzuregen – und sie geradewegs zu begeistern – sei es durch Video, sichtbare und physische Interaktion oder Ton.

Zweite Frage:

Wie viele Möglichkeiten gibt es,

solche Inhalte zu transportieren?

Hier kommt für viele der Zauber ins Spiel. Ich denke, die Medientechnik bietet unendliche Möglichkeiten, Menschen für die Sache in ihren Bann zu ziehen. Einzig die Grenzen des physikalisch Möglichen und sicherheitsrelevanten Vorgaben von Hochschule und Staat. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Gerade meine Affinität zu Technik und Elektronik und die Herausforderungen, welche einem bei der Umsetzung von Ideen begegnen können, begeistern mich für dieses Thema jedes Mal aufs Neue. Deshalb möchte ich euch heute mit in die zauberhafte Welt der Medientechnik mitnehmen.

Welche Aufgaben stehen an und wie wird vorgegangen?

An allen Ecken und Enden der Studioproduktion kommt Medientechnik zum Einsatz. Vor allem sind folgende drei Teilbereiche von Bedeutung: Video, Ton und physische Interaktion.

Das Vorgehen in der Medientechnik und der Entwicklung unserer Produktion ist iterativ. Zu Beginn werden vor allem Prototypen hergestellt. Die Frage, die dabei im Mittelpunkt steht: Klappt das so und wie können wir es besser machen? Von einem ersten Prototyp entwickeln wir einen zweiten, dritten und schließlich ein Produkt, das unseren Erwartungen entspricht und in unserer Produktion eingesetzt wird

Video

In Absprache mit der Kreativdirektion galt es zu Beginn zu klären, an welchen Stellen die Produktion von Inhalten profitiert, die auf Displays und Projektoren ausgespielt wird. Hierbei handelt es sich vorrangig um Stellen, die animierte Inhalte umfassen sollen. So werden Charaktere, die im Märchenwald vorkommen, auf Displays an unterschiedlichen Stellen im Raum ausgespielt.

Prototyp eines sprechenden Gemäldes, ©Studioproduktion EventMedia, Alina Herting

Gemälde, welche mit den Besuchenden sprechen oder ein Märchenwesen, das in einem Baum lebt, sind somit kein Problem mehr.

Ausgespielt werden diese Inhalte von mehreren Rechnern, die in unserem Technikraum und dem Wald selbst verteilt sind. Insgesamt werden so fast ein Dutzend Videoquellen an die Displays und Projektoren verteilt. Um längere Strecken zu überwinden, kommen hierbei nicht nur reguläre HDMI-Kabel, sondern auch Glasfasertechnik zum Einsatz, mit der  Videosignale über nahezu 100m übertragen werden können. Dies ist eine enorme Verbesserung gegenüber den 15m, die ein normales Kabel überträgt und macht uns die Ausspielung einfacher und zuverlässiger.

Ton

Bisher haben wir die die Produktion nur gesehen. Jetzt wollen wir aber auch hören und die Produktion noch spannender machen. Ein Film oder Spiel ohne Ton wäre doch auch langweilig.

Um den Besuchenden ein auditives Erlebnis zu bereiten, haben wir in Absprache mit dem Gewerk Ton als auch der Kreativdirektion ausgearbeitet, an welchen Stellen in der Produktion Lautsprecher zum Einsatz kommen sollten.

Normalerweise stellt man sich die Beschallung recht einfach vor. Zwei Lautsprecher vor uns die uns mit einem Stereosignal beschallen. Wie man es eben von Anlagen von zuhause kennt. In zahlreichen Vorlesungen haben wir gelernt, wie diese Art der Beschallung am besten funktioniert. In unserer Produktion haben wir jedoch die Möglichkeit und auch die Herausforderung, die Lautsprecher dort im Raum zu platzieren, wo der Schall in der „Realität“ eigentlich auch herkommt. So erhöht sich die Anzahl der Lautsprecher von zwei direkt auf 20. Hauptaufgabe der Medientechnik in Zusammenarbeit mit dem Ton ist es jetzt, diese 20 Lautsprecher auf eine vernünftige Art und Weise zu betreiben.

Um den Ton auszuspielen, benötigen wir einen Rechner. An diesen müssen wir alle unsere Lautsprecher anschließen. Damit dieses Unterfangen aber nicht in einem enormen Kabelsalat endet, kommen uns Entwicklungen aus dem Bereich der Veranstaltungstechnik gerade gelegen: Dante. Dante ist eine Art und Weise, mit der dutzende von Lautsprecher n über ein einziges Kabel bespielt werden können. Somit ist hier also auch Einiges möglich und wir müssen uns keine Sorgen machen, später nicht mehr das richtige Kabel zu finden.

Physische Interaktion

Jetzt wird es spannend. Stellt euch vor, ihr seht und hört jetzt. Wäre es nicht cool, wenn ihr jetzt auch noch Dinge anfassen könntet? Und was wäre, wenn dann sogar etwas passiert?

Das ist die dritte große Aufgabe der Medientechnik: Die Produktion so mitzugestalten, dass die Besuchenden die Dinge hautnah erleben können. Du bewegst ein Buch und plötzlich öffnet sich eine Türe? Das Team der Medientechnik macht genau das möglich.

Um solche Interaktionen umzusetzen, ist handwerkliches Geschick erforderlich. Sowie eine Wagenladung unterschiedlichster Mikrocontroller und Sensorik. Die Mikrocontroller und Sensoren verlöten und verbinden wir so, dass wir die Interaktion des Besuchenden so erkennen können, dass ein anderes Ereignis ausgelöst wird. All diese Mikrocontroller müssen ebenso verbunden werden. Die Medientechnik macht sich also vor allem auch über Verbindungen Gedanken. Um zu bestimmen welche Signale woher kommen und wo sie hin müssen, benötigen wir wieder neue und andere Technik, um das gesamte System zu vernetzen.

Zum Schluss müssen wir auch Regeln aufstellen: was passiert, wann und unter welcher Bedingung.  Wie das allerdings funktioniert erfahrt ihr  bald in einem weiteren Blogbeitrag.

Übersicht über die Vernetzung der Medientechnik, ©Studioproduktion EventMedia, Jakob Schmid
Beispielhafte Modellierung einer bewegenden Blume, ©Studioproduktion EventMedia, Jakob Schmid

Welche Technik steht uns zur Verfügung & woher kommt sie ?

Wir können also sehen, Medientechnik kann viel. Genauso brauchen wir aber auch die Technik, die immerhin auch nicht sehr günstig ist. Wir sprechen dabei von mehreren zehntausenden Euro.

Hier kommen unsere Sponsoren ins Spiel. Neben einem gewissen Grundstock an Technik, der bereits in der Hochschule vorhanden ist, sind wir auch auf Leihgaben von Medientechnik-Firmen angewiesen. Darunter sind ICT mit Technik aus dem Videobereich, d&b mit der Tontechnik und PlanValley, die uns Rechner zur Verfügung stellen. 

Zum Schluss

Die Medientechnik ist ein faszinierendes Gebiet. Gerade die Anwendung von bereits gelerntem Wissen ist sehr wichtig. Das liegt vor allem daran, dass in der Praxis oftmals nicht alles nach Plan läuft, selbst wenn eine ausführliche Planung erstellt worden ist. Gerade dann ist wieder die eigene Kreativität gefragt, um Probleme zu umschiffen und neue Lösungen zu finden. 

Beitrag von Jakob Schmid

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