Bewusstseinserweiterte Substanzen wie LSD, Pilze oder Mescalin haben zur Entwicklung verschiedener Kulturen beigetragen. Heutzutage haftet ihnen ein schlechter Ruf an. Sie gelten als gefährlich und Konsumenten werden von der Gesellschaft verurteilt. Aber ist das wirklich so? Ist die Tabuisierung dieser Drogen zeitgerecht? Wie können wir uns von diesen festgefahrenen Denkstrukturen lösen?
Mit der Rauminstallation Psychotrop – shifted reality werden Sinneswahrnehmungen imitiert, die sonst nur durch halluzinogene Drogenerfahrung möglich sind. Wir öffnen die Türen zu einer anderen Wirklichkeit. Die Besucher erleben eine verschlossene, unbekannte und geheime Welt. Die Wahrnehmungsverschiebungen werden durch Erfahrungsberichte untermauert.
Die Installation führt die Besucher*in in den Raum des Gehirns. Es ist ein Kuppelraum, mit einer Grundillumination, in der Mitte ein stilisiertes Neuron. Das ist die Interaktionsschnittstelle. Von hier aus darf die Besucher*in die Erfahrungen eines Erlebnisses von bewusstseinserweiternden Substanzen steuern. Es ist ein leuchtendes Gebilde, aus dem Tentakel mit Endknöpfen heraus kommen. Wenn die Besucher*in unsicher ist, was zu tun ist, eine einführende Sequenz erklärt den Ablauf. Die Tentakel werden von der Besucher*in mit der Hand umfasst, eine Vibration und Lichtsignal zeigen Gehirnaktivität an, die im Kuppelraum verortete Projektion startet.
Wer bewusstseinserweiterte Substanzen zu sich nimmt, dessen Wahrnehmung ist hochsensibel. Filter, die im normalen Dasein das Wichtige vom Unwichtigen trennen, gibt es nicht. Das Umfeld wird mit den Sinnen ohne Grenzen abgebildet. Selbst Wahrnehmungsverschiebungen werden hör- und sichtbar. Es entstehen Formen und Muster, Bewegungen und Verwischungen.
Diese Veränderungen werden durch Erfahrungsberichte untermauert. Wir haben Interviews geführt, wir bringen gemachte Erfahrungen nahe.
Der Erlebnisraum ist intim und wird durch eine geodätischen Kuppel umschlossen. Die Besucher*innen legen sich auf Sitzsäcke, der Blick ist in die Kuppe gerichtet. Vor ihnen, in angenehm greifbaer Entfernung befinden sich die moderat federnden Tentakel der Interaktionsschnittstelle. Es sind 18 an der Zahl mit einem Endknöpfchen als stilisierte Nervenbahn-enden. LED-Streifen, die zunächst auf dicke Aludrähte montiert und anschließend in flexible Silikonschläuche geschoben wurden, bilden den Körper.
Die Endknöpfchen sind mit transparentem PET-Filament 3D-gedruckt und mit Silikon wegen einer angenehmen Haptik ummantelt. Ein Vibrationsmotor gibt den Besuchenden ein haptisches Feedback. Gleichzeitig als Feedbackunterstützung ändert sich bei Berührung die Farbe.
Das Mediensteuerungstool Touchdesigner realisiert die Impulse.
Die verschiedenen Bildsignale werden live verarbeitet und reagieren auf das Verhalten der Besuchenden. Insgesamt gibt es 18 Reaktionen, wovon einige auditiv, einige visuell und ein paar auditiv-visuell gemischt sind und wiederum untereinander vermengt sind.
Die Wahrnehmungsänderungen basieren auf Erfahrungsberichten von wirklichen Konsument:innen. Es wird nichts erdacht, spekuliert oder angenommen.
Zu Beginn werden die Besucher*innen von einer einleitenden Introsequenz in die Möglichkeiten der Installation eingeführt. Thematisch und interaktiv. Dann wird „gespielt“. Je länger die Hand auf der Interaktionsschnittstelle liegt, desto intensiver die Wahrnehmungsänderungen. Das endet mit der Egoauflösung, ein Phänomen unter Drogeneinfluss. Die Probanden erzählen von einer Art Eintreten der Persönlichkeit in ein ganzheitliches Universum. Wenn dieser Zustand in der Installation erreicht ist, wird nicht mehr interagiert. Die Besucher*innen haben Zeit und Ruhe diese Erlebnisse zu hören und das Spektrum der Möglichkeiten zu erleben. Manche sind positiv, andere sind kritisch, reflektieren die Unberechenbarkeit der bewusstseinserweiterte Substanzen. Dieses Final soll gehört werden, es trägt zum Verständnis bei.
In dieser Installation haben 3 bis 4 Besucher*innen Platz. Sie ruhen in angemessener Distanz zueinander auf den Sitzsäcken. Bequem und entspannt. Es ist eine verweilende, kontemplative Atmosphäre. Mit Zeitdruck erschliesst sich die vorgestellte Welt weniger, daher der Aufbau zur Förderung des gelassenen Betrachtens.
[psyçoˈtroːp] – shifted reality
Teilnehmer:innen
Name | Aufgaben | Studiengang |
Sophie Kergaßner | Animation, Mediensteuerung, Regie, Grafik, Bühne, Fotografie, Wettbewerbe | AM |
Niels Keller | Medientechnik, -steuerung, Fotografie | AM |
Lena Irmler | Mediensteuerung, Licht, Grafik, Medientechnik | AM |
Jaqueline Fischer | Sponsoring, Produktionsleitung, Finanzen Video, Dokumentation | MW |
Ida Teschner | Projektmanagement, Finanzen, Sponsoring | MW |
Finn Max Röpcke | Bühne, Ton, Medientechnik, Video | AM |
Elisabeth Heckmann | Projektmanagement, PR, Bühne, Wettbewerbe | MW |
Dinah Naegele | Fotografie, Produktionsleitung, PR, Grafik, Bühne | MW |
Benjamin Mantay | Video, Dokumentation, Regie, Animation Licht, Bühne, Ton | AM |
Sponsoren