Um das gesamte Soundkonzept umsetzen zu können braucht es viel Know-How. Jetzt hatte unser Sound-Team die Möglichkeit Steffen Armbruster zu treffen und mit ihm über eine technische Umsetzung zu sprechen.
Steffens Firma Usomo erzeugt digitale Klangräume, die binaural korrekt über Kopfhörer wiedergegeben werden. Die unglaublich immersive Erfahrung konnten wir schon einige Monate zuvor auf der ARS-electronica in Linz testen, wo Steffen seinen Showroom ausstellte. Es war schnell klar, dass wir für die Grenzgebiete etwas ähnliches erzeugen wollen, besonders da der Sound in den Letzten Jahren oft vernachlässigt wurde. Umso grösser war die Freude, als ein Treffen in Berlin zustande kam.
Früh Morgens kamen wir beim Showroom an. Dieser befindet sich in der Herzbergstrasse 55, Berlin Lichtenberg in einer alten klinkerverblendeten Margarine-Fabrik, die heute unter dem Namen Kunstfabrik HB55 als Atelier, Werkstatt usw. für zahllose Künstler dient. In einem kleineren Raum fanden wir die uns vertraute Installation aus Linz, aber auch zwei weitere Beispiele für Usomos Einsatzgebiet wieder. Unser Treffen startete auch gleich mit einem erneuten Testen der Software. Im ersten Segment ging man durch einen Raum, in dem passend zur Architektur punktuell virtuelle Klänge verteil wurden, durch die man sich natürlich bewegen kann. Anschliessend wurde eine Reihe von Ausstellungsstücken simuliert und der Kopfhörer wurde zu einem interaktiven Audioguide. Besonders sind hierbei zum einen die tonrichtige Wiedergabe des Raumes und der Richtung, zum anderen das Fehlen umständlicher Aktivierung. Zum Schluss fanden wir uns vor einer Projektion wieder. Diese zeigte eine Szenerie durch deren Klangbild man sich reell bewegen konnte.
Danach setzten wir uns mit Steffen zusammen und präsentierten unser Sondkonzept der Interaktivität zwischen Schiff und Installationen. Die Idee sorgte für positives Feedback, jedoch wurde schnell klar, dass die Usomo-Software hierfür ungeeignet ist. Sie ist auf Stereokopfhörer ausgelegt, so wäre pro Boxen-Paar eine Recheneinheit nötig. Zudem errechnet die Software die Reflexionen in dem speziellen Raum und erzeugt so das natürliche Klangbild. Dieser Rechenaufwand würde sich im akustisch gesehen unterirdischen Schiffsinnerem jedoch komplett verlaufen. Zudem müsse man die Geräuschkulisse der Insassen bedenken. Weiterhin ist es anzuzweifeln, wie genau die Tonlakalisation funktioniere, da die Leute ja Teilweise neben den Boxen sitzen und so nur einen für sie sinnlosen Pegelzuwachs wahrnehmen würden.
Für unsere Installation „Grenzübergang“ legte Steffen uns ans Herz einfach auf eine simple Lösung, wie etwa Lichtschranke und vorgefertigtes Panning zurückzugreifen. Über die Tonübermittlung der anderen Installationen ins Schiff überlegten wir gemeinsam mehrer Minuten. Wir einigten uns darauf, dass unser Ansatz, die Schiffe mit GPS zu tracken und in bestimmten Aktionsradien um die Installationen die Samples abzufeuern realisierbar ist. Zusammen mit einer Timecode-Übermittlung zur Synchronisation von Bild und Ton und gegebenenfalls minimaler Programmierung zum einfachen LR-Panning, kann so eine zwar abgespeckte aber funktionsfähigere Klanginsatllation und Blickführung geschaffen werden. Am ende empfahl er uns noch die Software MNTN auszutesten, da diese uns das Panning eventuell erleichtern könnte. Mittlerweile haben wir das auch getan, haben uns aber entschieden doch selbst in „Max for Live“ den auto-Panner zu coden.
Bevor Steffen Armbruster sich mit Usomo selbstständig machte, arbeitete er in der Projektleitung für die Agentur Tamschick. Sein fachliches Wissen zu medialen Räumen umfasst daher weit mehr als nur Ton. Wir verliessen die HB55 also mit dem Hinweis, dass wir bei allen fachlichen Fragen, seien es Mediensteuerung, Ton oder ähnliches, jederzeit mit ihm in Kontakt treten können.
Beitrag von Dorian Sorg