„Töne sind höhere Worte“ – dieses Zitat aus einem Tagebuch von Robert Schumann aus dem 19. Jahrhundert, beschreibt schon mit welch emotionaler Erwartungshaltung wir Menschen uns Klängen und Musik hingeben. Mit weniger musikalischem Talent als Schumann, dafür aber mit Feingefühl und technischer Finesse hat sich das Gewerk Ton der Aufgabe angenommen, die akustischen Ebenen der Wahrnehmung und Tiefe unserer Welt als Teil von psychotrop – shifted reality auditiv umzusetzen. Jeden Tag fügt sich die Gänze all unserer Sinneswahrnehmungen zu einem großen Ganzen zusammen. Um also diese Fülle zu entschlüsseln war es für das Sounddesign zur Installation immens wichtig, herauszufinden in wie weit wir aufmerksam und gezielt wahrnehmen und vor allem wie sich unsere Aufmerksamkeit korrespondierend zu unserem Inneren verändert.
Die Klangwelten sollen, genau wie das optische Pendant, eine ungefilterte und neue Realität hörbar machen. Grundlegend versucht das Team eine gewisse Parallelstruktur zur tagtäglich akustischen Reizaufnahme zu schaffen. Ähnlich einer musikalischen Komposition wird die fundamentale Kulisse durch atmosphärische Sounds abgedeckt. Je weiter die Installation voranschreitet desto mehr werden die Bildeindrücke auditiv ergänzt und Foleys, also Originalgeräusche, hinzugefügt.
Der Aspekt der räumlichen Beschallung spielt hierbei eine immense Rolle. Unser tägliches Hören lässt sich nur schwer nachempfinden und auch herkömmliche Wiedergabeformate von Musik und Filmton verkörpern nur ein Minimum dieser komplexen Reizverarbeitung. Eine schier unendliche Summe an Signalen prasselt jede Sekunde auf unser Ohr und ein unser Hirn tut gut daran, all diese Informationen zu verarbeiten und zu einem in sich geschlossenen Eindruck zu vervollständigen. Genau aus diesem Grund, setzt man bei Rauminstallationen immer wieder auf mehrdimensionale Beschallungskonzepte. Psychotrop – shifted reality bedient sich ebenfalls dieser Methodik und zielt auf eine möglichst allumfassende Interpretation von Raumklang ab.
Bereits während der Produktion der Tonmedien, musste berücksichtig werden, welche Vielschichtigkeit hinter einem einfachen Spaziergang durch den Wald verborgen liegt und wie sich diese klanglich widerspiegeln lässt. Demnach bestand die Maßgabe, das Sounddesign schon unter Miteinbeziehen der finalen Beschallungsituation zu erstellen, den Raum auszunutzen, den Besucher eine klangliches Bett und trotzdem eine neue Erfahrung zu liefern. Um auch die Individualität und Interaktivität der Installation zu gewährleisten setzt das Sound-Team auf altbewährtes. Mit der Hilfe von Ableton Live, lässt sich ein dynamisches und individuelles Sounddesign erschaffen, welches je nach Interaktion eigene charakteristische Modi annimmt uns somit jedes mal ein einzigartiges und unverkennbares Hörerlebnis liefert. Im Zusammenspiel mit der eingangs erwähnten multidimensionalen Beschallung eröffnet sich hier eine unendliche Bandbreite an Variationen und Ausgänge innerhalb der auditiven Ebenen.
Beitrag von Finn Max Röpcke